Na, wenn das mal kein interessantes Projekt ist: Richard Linklater, u.a. verantwortlich für A Scanner Darkly und Before Sunrise/Sunset, arbeitet bereits seit 2002 kontinuierlich an einem Film namens Boyhood (ehemals Growing Up). Im Film soll es um das Heranwachsen eines zu Beginn nur sechs Jahre alten Knaben gehen, und es sind noch drei weitere Jahre Dreharbeiten geplant, jedes Jahr wird ein klein wenig Material gesammelt. Der junge Hauptdarsteller ist folglich momentan ca. 15 Jahre alt, hat aber in den vergangenen zehn Jahren sonst wenig im Filmbereich gemacht.
Ganz anders hingegen seine (Film-)Eltern, dargestellt von Ethan Hawke und Patricia Arquette. Ersterer gab folgende Wortmeldung ab: „I’ve seen the first cut of the first seven years, and it’s definitely one of the most interesting things I have ever been a part of, no doubt…About 20 minutes, your eyes just start tearing up and you don’t even know why. It’s about the nature of time and how it’s crashing into us all.“

Ich finde diesen Echtzeit-Ansatz, quasi eine freundliche Variante der Truman-Show, enorm spannend und freue mich schon jetzt auf das fertige Werk – das übrigens, wenig verwunderlich, mindestens zweieinhalb Stunden Spielzeit aufweisen werden soll.

Auf Source Code war ich ja recht gespannt, denn das ist die zweite Regiearbeit von Duncan Jones, nach Moon. Duncan Jones ist auch auf Twitter sehr präsent und wirkt überhaupt ziemlich aufgeschlossen. Wie wir in der Folge zu Moon damals schon gesagt haben, tut er es auch schonmal kund, wenn es ihm missfällt, dass ein Trailer zu früh rausgebracht wird. Es kam mir auch so vor wie wenn er bewährte Techniken des Filmemachens mit neuen innovativen kombiniert. Das alles hat in mir ziemlich große Hoffnungen für seinen neuen Film geweckt.

Als die Story durch die ersten Trailer bekannt wurde war ich schon skeptisch, dachte aber naja, Duncan Jones macht da schon trotzdem was Gutes draus.

Es geht um eine Maschine, die es ermöglicht Menschen den Platz einer anderen Person in der Vergangenheit einzunehmen. Dort bleibt dann ca. 8 Minuten Zeit um Informationen über die Geschehnisse zu sammeln. Genau das soll Private Stevens (Jake Gyllenhall) machen und damit einen Anschlag auf einen voll besetzten Zug aufklären.

In die Situation wird am Anfang auch schon eingeführt – man erfahrt quasi zusammen mit Private Stevens was das alles soll und wie es funktioniert. Und da sind wird schon beim großen Haken. Etwas das nicht möglich ist sollte man auch nicht versuchen im Detail zu erklären. Wenn Geoffrey Wright da mit „Quantenphysik“ einfach mal einen komplizierten Begriff in die Runde wirft macht es das eher schlechter als besser. Man hätte den Erklärungsversuch wohl lieber sein lassen. Ab da wirds leider von der Geschichte her immer mieser. Es kommen mehr Verstrickungen hinzu, die dazu dienen sollen das Ganze verständlich zu machen. Es werden dann auch plötzlich Dinge möglich, die selbst wenn man irgendwie in die Vergangenheit reisen könnte keinen Sinn mehr machen. Wenn man die Vergangenheit andert muss sich doch auch was in der Zukunft ändern. Von dem Hollywood-OS fang ich gar nicht an… und am Ende wird’s dann noch vollends absurd, aber da Manu noch keine tollen Spoiler-Tags für uns gebaut hat, verkneife ich mir an dieser Stelle Details. 😉

Tja, schade. Ich hoffe ja, dass das ein Ausrutscher von Duncan Jones war. Nächstes mal sollte er dann vielleicht auch wieder am Drehbuch mitschreiben. Das hat er nämlich bei Source Code im Gegensatz zu Moon nicht gemacht.

Zack Snyder hatte es mit seiner Watchmen-Umsetzung geschafft, mich so zu faszinieren, dass ich mir nicht nur verschiedene Fassungen des Films angesehen sondern sogar die Comic-Vorlage zu Gemüte geführt habe. Entsprechend war ich lange Zeit gespannt auf seinen neuesten Streich Sucker Punch, und habe allen Unkenrufen zum Trotz auch stets mit Zuversicht darauf geblickt, ganz im Gegensatz zu meinen vom ersten Trailer an skeptischen Kollegen. Doch nach nur wenigen Minuten des Films war mir klar, dass ich da – mal wieder – aufs falsche Pferd gesetzt hatte.

Eine Story für die sich heutzutage ein Computerspiel schämen müsste gepaart mit derart absurd-sinnlosen Kämpfen, dass auch die tollsten Choreographien und CGI-Tricks kein Interesse daran wecken können – Mitfiebern fällt also aus. Aber vielleicht war der Gedanke ja auch, dass man den Zuschauer nicht mit einer echten emotionalen Bindung zu den ganzen geilen Schlampen Heldinnen der modernen Frauenbewegung belasten will. Problem hierbei: zehn Minuten auf soup.io/everyone bieten in jeder Hinsicht mehr, ganz egal ob man ästhetischere, versautere, künstlerisch angehauchte oder explizite Wichsvorlagen bevorzugt.
Während man das freilich einem Film nicht vorhalten kann und sollte, lässt sich das Fehlen einer halbwegs brauchbaren Story nicht entschuldigen. Ich wiederhole mich, aber auch HirnAusGrunzAn-Kracher brauchen ein stimmiges Konzept – wohlgemerkt, ich würde selbst dem Ananas Express ein solches weitestgehend zusprechen, es geht hier keineswegs um ein Niveau-Minimum, sondern um Qualität. Nachvollziehbare Charaktere können dünne Storylines oft noch über die Zeit retten, aber auch hier Fehlanzeige. Es wird überdeutlich, dass Snyder ohne gute Vorlage lieber nur noch Musikvideos drehen sollte.

Womit wir schon beim schlimmsten Verbrechen dieses Machwerks angelangt sind, denn all das Bisherige sehe ich noch relativ emotionslos. Ein sinnloser Schundfilm, der sicher auch den Nerv einiger Leute trifft – völlig normal, wird es immer geben, nichts was mich länger als der Film andauert beschäftigen würde. Während ein guter Soundtrack auch schon so manchen belanglosen Film in positivere Erinnerung gerückt hat als er es verdient hätte, kann schlecht gewählte Musikuntermalung auch einem guten Film noch einiges an Potential rauben. In diesem Fall ist ein mehr als nur belangloser Film mit einem Verbrechen an der Menschlichkeit vermengt worden, das seinesgleichen sucht.

Where Is My Mind?, ein absoluter Meilenstein der Musikgeschichte, zeitlos nicht erst seit einer legendären Credits-Platzierung. Ein Song für die Ewigkeit, für die einsame Insel, ein Song der in Sekundenschnelle für Gänsehaut und wohlige Melancholie sorgt. Ein Song, den man natürlich auch covern darf und kann:

Und hier? Passend zu ihrem farblosen Schauspiel hingerotzt von Emily Browning in einer Version, die derart blasphemisch und abstossend ist, das mir wirklich die Worte fehlen. Und als ob dieser sucker punch etwa zehn Minuten nach Beginn des Films nicht schon schlimm genug gewesen wäre, darf sich danach noch Emilíana „Jungle Drum“ Torrini am weißen Hasen (wer ihn immer noch nicht hat, unbedingt mal diesen Soundtrack besorgen, jedes einzelne Lied bereitet mehr Freude als dieser überflüssige Film) vergehen.
Auch Queen, Tomorrow Never Knows, Sweet Dreams (Are Made of This) und mehr bleiben nicht verschont, für jeden Musikfreund ein Schlag in die Magengrube dabei.

Nichtmal Don Draper Jon Hamm kann bei diesem Desaster noch irgendetwas retten. Auch tolle Slow-Mo-Bullet-Time-Einlagen nicht. Auch dampfbetriebene Zombie-Deutsche nicht.
Das einzige Element des Films, das er tatsächlich für den Zuschauer nachvollziehbar vermittelt, ist die Lobotomie – hirntoter als nach Sucker Punch habe ich mich schon eine ganze Weile nicht mehr gefühlt.

Eckdaten: Skript (ursprünglich) von Sorkin, Darsteller u.a. Brad Pitt, Jonah Hill und Philip Seymour Hoffman. Absolute 08/15-Sportdrama-Story, die man gefühlt schon 20 Mal gesehen hat. Macht aber nix, denn gut umgesetzt werde ich mir auch gerne 20 weitere Varianten anschauen. Und obgleich ich erst vor wenigen Tagen in einer geselligen Runde zum Schluss gekommen bin, dass Baseball noch langweiliger ist als Damen-Tennis, macht mir dieser Trailer einen mehr als brauchbaren Eindruck.
Brad Pitt (der sich immer mehr in Robert Redford verwandelt) und Jonah Hill (aufgrund dauernder Blödel-Comedy-Rollen gerne unterschätzt) scheinen ein gutes Gespann abzugeben, und wenn Underdogs sich gegen etablierte Systeme zur Wehr setzen, dann fiebere ich schon aus Prinzip gerne mit – erst recht wenn „based on a true story“ draufsteht. Im Kino: ab Ende September in den USA.


DirectGeldEi

Wer jetzt schon Lust auf einen guten Baseball-Film bekommen hat und Field of Dreams schon kennt, dem sei Angels in the Outfield ans Herz gelegt. Typischer 90er-Disney-Comedy-Wohlfühl-Charme mit Danny Glover, Doc Brown Christopher Lloyd, einem sehr jungen Joseph Gordon-Levitt und noch einigen weiteren, aus heutiger Sicht interessanten, Gast-Auftritten.

Wie man an meinen Reviews zu den bisherigen drei Fluch der Karibik Filmen unschwer erkennen kann bin ich ein großer Fan der Reihe. Rückblickend betrachtet würde ich aber den ersten eindeutig als Besten bisher bezeichnen. Im Vorraus hiess es, das vierte Abenteuer soll stärker auf die Figur des Jack Sparrow ausgelegt sein und überhaupt weniger parallele Handlungsstränge verfolgen. Dem ist auch so. Es gibt ungefähr drei Haupthandlungslinien: Jack Sparrow, Captain Barbossa und Captain Blackbeard. Die verwursteln sich zwar auch wieder alle miteinander, aber diesmal geht alles auf ein Ziel zu: Den Jungbrunnen. Jack Sparrow muss um überhaupt beginnen zu können erstmal aus den Fängen der englischen Krone in London entkommen. Das macht er zwar diesmal nicht, indem er sich mit eigenen Rückenhaaren an zwei Meeresschildkröten bindet, aber durchaus spektakulär. Interessant ist eben, finde ich, dass es mal nicht direkt in der Karibik spielt, sondern im sehr europäischen, regnerischen, städtischen London.

Insgesamt reiht sich der vierte Teil schön ein. Will Turner (Orlando Bloom) und Elisabeth Swan (Keira Knightley) werden von der Story her nicht vermisst. Im übrigen bieten Captain Blackbeard (Ian McShane) und seine Tochter (Penelope Cruz) genug Neues. Allerdings habe ich nichts von der stärkeren Fokussierung auf Jack Sparrow gemerkt. Leider. Daher war es auch nicht ganz so witzig wie gedacht. Jack Sparrow kann einfach doch nicht ganz soo auf den Putz hauen. Trotzdem ist es ausreichend lustig. Der Trailer nimmt auch nicht das Lustigste vorweg, denn das kommt ganz am Schluss und macht gleich mal mächtig Lust auf Teil 5. 🙂

Leider hab ich den Film auf Deutsch im Kino gesehen. Normalerweise macht mir das nichts aus. Aber hier wurden ja gleich zwei Synchronsprecher ausgetauscht. Johnny Depp hat hier jetzt erstmals seinen eigentlich angestammten Synchronsprecher. Der versucht den alten nachzuahmen, aber das hört man leider extrem. Ähnlich bei Penelope Cruz. Die wird von jemand anderen als sonst gesprochen. Ich wusste nicht was komisch ist, hab aber gemerkt dass was anders ist. Das stört den Filmgenuss doch sehr. Also: Wenn irgend möglich auf Englisch angucken.

Übrigens, wer sich Hoffnungen gemacht hat weil Jerry Bruckheimer verlauten lies, dass nur Meerjungfrauen mit echten Brüsten engagiert werden, wird enttäuscht werden. Alles schön mit Haar, Armen, anderen Armen und was sonst noch verfügbar war verdeckt.

Achja, nach dem Abspann sollte man sitzen bleiben, wenn man alles mitbekommen möchte. 🙂

So als Fazit bleibe bei meiner Prophezeiung: Mir kann man einfach 3 Stunden lang Johnny Depp als Jack Sparrow hinsetzen, ich werde es mindestens gut finden. 🙂